Der Videobeweis als Wegweiser?

Es ist wieder Fussball WM und es geht wieder um die Schiedsrichter und ihre Entscheidungen. Der Videobeweis soll ja das Spiel gerechter machen. Diesmal berührt die Diskussion um die gerechte Entscheidung aber alle.  Gegner formierten sich, sie lehnen den Videobeweis ab, denn der Videobeweis verändere angeblich das Gesicht des Fußballs. So „könne man gar nicht mehr richtig jubeln, weil man ja nicht weiß, ob es nun tatsächlich ein Tor war oder ob es der Videoschiedsrichter nicht vielleicht zurücknimmt. Und überhaupt soviel Technik. Am Ende freut man sich zu früh über ein Tor, das dann doch nicht gegeben wird. Sowas zerstöre doch die Freude am Fußball zerstöre“. Welche Rolle geben wir der Technik also in Zukunft? Macht Technik zuerst das Spiel, am Ede vielleicht die Welt gerechter, weil wir Menschen schon lange überfordert sind?

Aber zurück zum Beispiel: Beim Sport geht es um Wettkampf und die Frage, wer der Beste ist. Natürlich will jeder gewinnen, aber es ist genauso klar, dass es auch immer zwingend einen Verlierer geben muss, wenn es auf der anderen Seite einen Gewinner gibt. Wer soll der Gewinner sein, wer hat den Sieg fairerweise verdient? Soll dieser Gewinner nun der Beste sein oder jemand der vielleicht vorsätzlich durch eine Schwalbe einen Elfmeter herausgeholt hat. So wie 1974 als die deutsche Mannschaft sich im Finale einen Elfmeter erschwindelte. Unbestritten bringt der Videobeweis mehr Gerechtigkeit, weil er falsche Entscheidungen korrigiert. Eine falsche Entscheidung ist immer ungerecht, denn nur der wahre Sieg ist ein Sieg. Somit gehört die Wahrheit immer auch zum Spiel dazu. Stellen wir uns doch nur mal vor, was 1966 passiert wäre, wenn es den Videobeweis schon gegeben hätte: Wer wäre Weltmeister geworden? England? Ist England überhaupt der wahre Weltmeister, weil wir ja alle wissen, dass der Ball nicht drin war?

Wer sagt, sowas gehöre zum Fußball, weil es zum Leben und zum Menschen gehört, lehnt den Videobeweis ab. Aber das sind dann vermutlich die gleichen Menschen, die sich eine sog. Dash-Cam ins Auto bauen, um im Falle eines Unfalls die Darstellung des Unfallgegners widerlegen zu können. Ist das nicht geradezu widersinnig? Im Sport nehmen wir die Unwägbarkeiten in Kauf, während wir im echten Leben nichts dem Zufall überlassen wollen.  Am besten digital und per App?

Deshalb ist die Diskussion um den Videobeweis so philosophisch wie wichtig, gleichgültig welche Meinung man dazu hat: Wir müssen uns langsam klar werden, wie weit wir die Technik unsere Leben regeln lassen wollen. Nicht nur auf dem Fussballplatz….