Lüge oder Wahrheit: Was die Mimik verrät

Markus Schollmeyer Lie detecctive Sat1 ungelogen tv sendung serie tv hostIm dritten Teil der kleinen Serie über Lügen enttarnen schauen wir uns die Mimik des Gesichtes an. Kann man so verläßlich Lügen enttarnen? Was verrät das Gesicht wirklich über die Wahrheit des Gesagten?

In unserer Gesellschaft blickt man einander beim Sprechen in die Augen. Das wird als Anzeichen für Aufrichtigkeit verstanden. Geübte Lügner aber setzen Mimik und Gestik des Oberkörpers gezielt ein, um ihre Lügen zu decken. So ist die gespielte Emotion im Gesicht deutlich zu erkennen und auch stimmig zum Gesagten. Nicht zuletzt ist das eine besondere Gabe und kann durch Übung perfektioniert werden, denn sonst könnten wir keinerlei authentische Filme sehen. Der Beruf des Schauspielers hat genau diese Verhaltensmuster perfektioniert. Ein Schauspieler hat in den seltensten Fällen die Geschichte des Drehbuches erlebt, vielmehr stellt er eine für ihn erfundene Geschichte authentisch dar. Dieses Können haben allerdings nicht nur geübte Schauspieler, sondern etliche „Schauspieler des alltäglichen Lebens“ sind fähig, entsprechende Emotionen nur zu spielen und die Mimik entsprechend einzusetzen. Seien Sie also vorsichtig und präzise, wenn Sie Gesichtszüge bewerten.

Oft ist allerdings (mit gewisser Intuition) ein gespieltes Lächeln oder dergleichen sofort zu erkennen. Die Gesichtspartien verändern sich dann anders, als es im Echtfall geschehen würde. Überhaupt ist die Intuition oft ein guter Ratgeber. Unterdrücken sie deshalb nie ihre innere Stimme, wenn sie Ihnen sagt, dass etwas seltsam ist. Oft ist es genau diese innere Stimme, die auf den Fehler im Lügenkonstrukt hinweist. Sie ist deshalb ein wertvoller Ratgeber, auf den Sie unbedingt hören sollten.

Die eigene Intuition ist ein guter Ratgeber

Aber zurück zur Mimik. Eine bestimmte Gesichtsregung erscheint mir besonders bemerkenswert. Wir sollten sie uns deshalb genauer ansehen. Das im Volksmund genannte „Entgleisen der Gesichtszüge“. Der Ausdruck weist auf eine Festlegung der Gesichtszüge hin – wie ein Zug, der auf fest verlegten Gleisen fährt, und so weder rechts noch links abweichen kann und zum Ziel fährt. Entgleist er, findet ein unverhofftes Ereignis statt, das nicht zum Ziel führt. Entgleisende Gesichtszüge sind eine Reaktion auf ein unvorhergesehenes Ereignis oder eine unvorbereitete Frage.

Das Entgleisen der Gesichtszüge ist einfach zu erklären. Dem menschlichen Gehirn ist es nicht möglich, Lügen und Sprechen zugleich vorzunehmen und zu koordinieren. Es kann entweder denken oder sprechen. Deshalb wird der Lügner, der seine Gesichtszüge kontrolliert, die Gesichtszüge entgleisen lassen, da auf die unverhoffte Antwort das Gehirn anfängt, die „passende Wahrheit“ zu erarbeiten. Diese Leistungskapazität führt dazu, dass die Kontrolle der Gesichtszüge nicht mehr stattfinden kann, schließlich braucht das Gehirn die gesamte Prozessorleistung seiner Leistungsfähigkeit zum Nachdenken. Für den kurzen Moment der Arbeit an der „Wahrheit“ findet also keine Kontrolle der Gesichtszüge mehr statt. Ein aufgesetztes Lächeln fällt weg, ein grimmiger Blick löst sich auf, das Gesicht entgleist. Entsprechend dieser Entgleisung können Sie an dieser Stelle feststellen, dass sich ein Nachfragen lohnt. Sie werden dann sicherlich oft auf eine Lüge stoßen. In Fällen des Mobbings beim Gespräch unter den Beteiligten ist das oft ein entscheidendes Anzeichen. Findet also ein sogenanntes Entgleisen der Gesichtszüge statt, können Sie davon ausgehen, dass der Antwortende an dieser Stelle nachfragebedürftige Wahrheiten erzählen wird.

Schauen und fragen

Sie sollten also auch Fragen stellen, die vollständig unvorbereitet für Ihr Gegenüber sind. Das muss nicht unbedingt den Kernbereich des Themas betreffen, sondern kann auch etwas aus dem Randbereich des Gesprächs sein. Allerdings sollte immer ein Bezug zum eigentlichen Thema vorhanden sein. Handelt es sich um eine wahre Geschichte oder wahre Begebenheiten, wird die Antwort rasch ohne entgleisende Gesichtszüge heraussprudeln, ist sie dagegen erfunden, so wird ein kurzer Prozess des Nachdenkens mit entsprechender Mimik zu sehen sein. In meiner täglichen Arbeit habe ich oft beobachtet, dass auch das Entgleisen der Gesichtszüge durch den Gesprächspartner selbst bemerkt wird und der Lügner versucht, dieses zu verbergen. Oft geschieht das durch Wegdrehen des Kopfs. Der Kopf wird also weggedreht, in dem Augenblick wo der Denkvorgang beginnt, um das Entgleisen der Gesichtszüge (und somit auch den Hinweis auf eine Lüge) zu verbergen.