Warum ersticken wir unsere Zukunft mit unserer Durchschnittlichkeit?

Ungerechte Gehaltsverteilung ?

Ungerechte Gehaltsverteilung ?

Diese Fakten machen nachdenklich: Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsförderung (DIW) stellt fest, dass die deutsche Mittelschicht schrumpft. Gleichzeitig wird der CEO von Renault verdächtigt. sich zu viel Gehalt (7,3 Mio €) zu bezahlen. Er sei angeblich ein „Abzocker“. Während nun also die einen zu wenig verdienen, scheinen sich einige wenige zu bereichern. So könnte man zumindest oberflächlich und auf die Schnelle schlussfolgern. Sollte man aber nicht, denn so leicht ist es nicht. Unser Problem mit der Leistungs- und Chancengerechtigkeit ist nämlich viel größer und tiefgehender als so einige hören wollen.

Oft wird in der Diskussion um Gehaltsgerechtigkeit das Gehalt einer Krankenschwester und eines Profifußballers verglichen, wobei immer wieder herauskommt, dass die Krankenschwester mehr für die Gesellschaft leistet, den anstrengendsten Job hat, wichtiger für alle ist, aber eben absurd weniger bezahlt bekommt. Anschließend fordern die einen reflexartig mehr Umverteilung oder Gehaltskürzungen, um gerechte Verhältnisse zu schaffen, während die anderen die Freiheit des Einzelnen betonen, wonach dieser machen kann was er möchte und auch entsprechend bezahlt wird. Also mehr Gleichmacherei oder mehr Freiheit als Weg zu Gerechtigkeit?

Ist das tatsächlich die Wahl: Freiheit oder Gleichheit?

Beides ist Unfug. Es kann sich heute gerade nicht mehr jeder selbst aussuchen, was er mal werden will. Vorher sind unglaublich viele finanzielle Hürden zu überspringen, da eine ausserordentliche Karriere heute nicht mehr mit einem Studium auf einer staatlichen Hochschule möglich ist. Die Konsequenz dessen ist so einfach wie ungerecht: Wer nicht genügend Geld in seine Karriere investieren kann, wird auch keine machen. Zusätzlich verhindert die Schnelllebigkeit der Wirtschaft eine vernünftige Planung: Was heute noch gefragt ist, kann morgen schon direkt in die Arbeitslosigkeit führen. Wer hätte denn vor 10 Jahren also vor Lehman und der Bankenkrise gedacht, dass Banker ein unsicherer Job werden wird. Liegt die Lösung also in einer schlichten Gehaltsumverteilung oder Kappung? Die Antwort ist Nein! Eine solche müsste schlicht global sein, sonst geht der Betroffene eben einfach woanders arbeiten. Heute ist das alles kein Problem mehr. Das ist aber nicht möglich, da Unternehmen im Wettbewerb auf gute Leute angewiesen sind und deshalb gar keine andere Wahl haben, als auf deren Forderungen einzugehen. Hier spürt man die Konsequenz aus Angebot und Nachfrage besonders deutlich. In anderen Worten: Wir haben kein Umverteilungsproblem, sondern zu wenig Chancengleichheit. mit den herkömmlichen Ansätzen werden wir sicher nichts verändern, sondern bleiben Zuschauer auf dem momentanen Weg. Nur ein echtes Umdenken, also ein Change, kann helfen eine gerechte Welt zu schaffen.

Dazu 3 Gedanken für mehr Gerechtigkeit

Ein gerechtes Steuersystem

Das bestehende Steuersystem legt den Grundstein zur Ungerechtigkeit durch falsche Anreize und falsche Umverteilungsmechanismen. Ein solches Steuersystem würde besser Anreize z.B. mitels Steuerbefreiungen und -nachlässen setzen, die der Gesellschaft nutzen. Auf der anderen Seite gibt es dann Steuererhöhungen auf alles, was schadet. In unserem Beispiel würde das bedeuten, wer in einem Krankenhaus arbeitet, der bezahlt dann eben deutlich weniger als ein Arbeiter in einer umweltbelastenden Branche. Dazwischen gibt es dann die Jobs, die neutral sind und für die sich auch nichts ändert. Alle anderen bezahlen Steuern entsprechend der eigenen Leistungsfähigkeit. Renten blieben steuerfrei usw. Soweit die Idee. Ein solches Steuersystem wäre nur der Grundstein, mehr nicht

Echte Chancengleichheit durch mehr Innovationen, mehr Mut, mehr Gründer und Start-Ups

Ein Steuersystem regelt aber auch nur die gegenwärtigen Verhältnisse. Die Zukunft bleibt aussen vor. Und genau da liegt das Hauptproblem, besonders in Deutschland. Wir kümmern uns nur um die Gegenwart und halten daran fest. Echte Investitionen in die Zukunft finden entweder nur auf Druck oder schlicht woanders statt. Gründer und Start-Ups in Deutschland tun sich immer noch sehr schwer an das wirklich zum Bestehen benötigte Geld heranzukommen. Zwar gibt es eine Reihe an staatlichen Förderungen, aber wirklich weiter bringen die ein Start-Up nicht. Zu sehr klebt die Idee des konservativen Erhaltes des status quo am Fördergeld. Es fördert Entwicklungen, aber danach ist faktisch Schluss. Es gibt Geld für Verbesserungen, echte Innovationen dagegen haben es schwer. Das liegt daran, dass echte Innovationen mehr Geld verschlingen und längere Förderzeiträume brauchen. Die Weiterentwicklung dagegen geht schneller und kostet weniger, ist aber eben nur eine nicht wirklich zielführende Weiterentwicklung. Damit stirbt die Innovation.Ohne ausreichende finanzielle Mittel haben Gründer und Erfinder nich den Hauch einer Chance, denn die bestehenden Förderungen und Finanzierungsmöglichkeiten sind im internationalen Vergleich maximal drittklassig. So entwickeln am Ende nur die Konzerne und nehmen allen anderen die faire Chance. Beispiel sind Elektrofahrzeuge. Während deutsche Konzerne Dieselfahrzeuge weiterentwickeln, dabei Grenzen wegschummeln müssen, weil sie eben am Ende der Fahnenstange angekommen sind, werden in anderen Ländern Elektrofahrzeuge gebaut und an Batterien geforscht. Diese Entwicklungen stammen nicht aus den eng und egoistisch auf das eigene Produkt denkenden Konzernen, sondern überwiegend von unabhängigen Entwicklern. Wir schauen da momentan weiter die Welt nur aus dem Rückspiegel an, halten an der Vergangenheit fest und vergessen die Gegenwart und die Zukunft. Dezentralisierte und unabhängige Entwickler, die frei und problemlösungsorientiert forschen und entwickeln, sind die Zukunft. Haben aber Macht. Am Ende vernichtet diese konzentrierte Macht jede faire Chance und damit den Wohlstand einer Gesellschaft.

Das Problem liegt im Kopf und der Angst vor Veränderung

Schade, aber man muss es so deutlich sagen: Unsere Vorstellung ist veraltet und falsch. Echte Innovationen verändern die Welt, nicht mehr nur Produkte! Wer es nicht glaubt sollte die Welt von 2000 mit der heutigen vergleichen: Online-Banking war für Freaks, Selbstfahrende Autos Science Fiction, interaktives Fernsehen eine Idee von Spinnern und wer erzählte, dass Drohnen Paketzustellungen vornehmen sollten, wäre ohne Umweg in die Irrenanstalt eingewiesen worden. Was lernen wir daraus: Wer sich mit Weiterentwicklungen begnügt, wird auf der Strecke bleiben. Echte Innovationen kosten eben nicht nur in der Entwicklung, sondern auch danach, wenn man die Menschen von den Vorteilen des Neuen überzeugen muss. Fehlt aber genau an dieser Stelle das Geld, geht die Innovation unter. Was übrig bleibt, sind Unternehmen, die sich in der Durchschnittlichkeit wiederfinden (müssen). Alles Außergewöhnliche ist vorher gestorben oder z.B. nach Tel Aviv oder ins Silicon Valley abgewandert, wo das Geld für Innovationen und deren Umsetzung nur so sprudelt. Für Durchschnittliches brauchen wir aber keine Umverteilung oder sonstige Unterstützung. Hier wäre mehr Realitätssinn in den bestehenden Prozessen mehr als angebracht. Dazu gehört auch alte Zöpfe abzuschneiden.

Mehr Realitätssinn, denn Gleichmachen und Durchschnitt haben keine Zukunft

In einer Welt,  in der die sog. Mitte (s.o. die Studie vom DIW) also der Hort der Durchschnittlichkeit schwindet, lohnt keine finanzielle Anstrengung genau diese sterbende Mitte mit den herkömmlichen Ansätzen zu schützen und ist damit zum Fenster hinausgeworfenes Geld. Eigentlich braucht es echte Änderungen, aber damit tun wir uns hier in Deutschland ja immer so schwer. Zutreffende Richtungswechsel sind bestenfalls verpönt und stossen auf Widerstand, Geradlinigkeit, auch wenn sie in den Abgrund führt, gilt dagegen als besondere Charakterfestigkeit. Lieber mit dem Schiff untergehen, also rechtzeitig die Richtung ans rettende Ufer ändern. Und genau diese Mentalität sollten wir schleunigst ändern, wenn wir ernsthaft Innovationen statt Weiterentwicklungen wollen. Die heutigen Gründer – besonders die jungen Innovatoren – haben nämlich schlichtweg die „Schnauze voll“ von den bestehenden Umständen.  Sie wollen ein selbstbestimmtes Leben in einer lebenswerten Welt. Sie wollen vorangehen, entwickeln, die Welt verändern. Die sehen die Problem unserer Zeit, denn sie spüren sie. Hohe Mieten, teuere Gesundheitsversorgung, schwindende Renten, Pflegenotstand, prekäre Arbeitverhältnisse, Umweltzerstörung. Deshalb versuchen sie auch etwas zu verändern und gründen verstärkt z.B. in den Bereichen Umweltschutz, Medizin und faire Bezahlsysteme. Und was machen wir. Komplizieren die Situation, schneiden Investitionen ab und ersticken viele gute Ansätze. Wir sollten sie nicht nur machen lassen, sondern mehr unterstützen. Lasst sie auch Fehler machen. Besser eine Fehlentwicklung als die Welt mit Schummelsoftware betrügen. Die echten Innovationen werden nicht nur die Probleme lösen, sondern auch Arbeitsplätze schaffen. Sicher, aber eben anders. Das klingt nach einer sinnvollen Zukunft. Oder wollen wir ein Land der Erben werden, wo die herkunft entsccheidet, wer man ist und wie man lebt. Quasi ein Erb-Kasten-System. Die deutsche Abneigung vor Veränedrung – und sei sie auch noch so sinnvoll- und Drang in die Durchschnittlichkeit sollte uns dabei bitte nicht im Wege stehen, außer man akzeptiert abgehängt zu werden. Dann sind wir international bald in der wachsenden Gruppe der aus der Mitte absteigenden Menschen. Das kann aber keiner wollen.

Noch liegt es in unserer Hand den Wandel zu einer gerechten und damit besseren Gesellschaft zu machen. Wir können Chancengleichheit und Gerechtigkeit schaffen, in dem wir den Wandel zulassen. Die kommenden Generationen sind bereit, es liegt also uns, den Weg nicht zu versperren.